Besuchs-und Seelenhund
Wie wird mein Hund zum Besuchs- und Seelenhund. Nun letzteres ist leicht zu beantworten. So hat Lobo ruck zuck mein Herz erobert, als er das erstmal mal auf der Hand meines Mannes lag. Zarte 2 Wochen war er damals alt.
Das Abendteuer konnte beginnen!
Und auch, wenn das, was ich jetzt erzähle, auf den ersten Blick sehr nüchtern klingen mag, so ebnete es mir in den folgenden Monaten den Weg zu einer wunderbaren Beziehung und Bindung zu meinem Seelenhund: Ich zückte meine Listen!
Genau, ihr habt richtig gelesen. Schon Wochen vor Lobos Einzug eskalierte ich neben einem gewissen Kaufrausch als werdende Welpenmama auch schriftlich auf dem Computer. Ich erstellte einen Trainingsplan. Darauf schrieb ich all die Dinge, die ich meinem Hund in Sachen Erziehung und Training angedeihen lassen wollte. Inspiriert wurde ich dabei zum einen durch die Erfahrungen und auch leider den verpassten Chancen, die ich bei und mit meinem ersten Hund Flake, einem weißen Schaferhund, machte. Zum anderen durch die einschlägigen Welpensendungen, die bis heute immer wieder im Fernsehen laufen. Dort war eine frisch gebackenen Hundemama zu sehen, die beim Einzug ihres Welpen eine Trainingsliste zückte. Der Moderator der Sendung schmunzelte, konnte er sich nicht vorstellen, das Frauchen mit dieser Liste jemals Erfolg haben könnte. Doch am Ende der Staffel war genau dieser Hund der am besten erzogene Junghund gewesen. Wenn man sich im vornherein im Klaren darüber ist, das nicht alles 100 Prozentig klappt und immer etwas “Schwund” einzukalkulieren ist, dann ist so eine Trainingsliste eine wunderbare Schnur, an der man sich im Training und in der Erziehung entlang hangeln kann. Aber dieses Thema würde diesen Blogbeitrag sprengen. Ich schreibe hier (noch ;-)) keinen klassischen Hundeblog . Ist vielleichtmal eine Idee für die Zukunft. Aber ich schweife ab.
Was den Besuchshund angeht, so startete diese Reise für mich im Geiste schon wenige Wochen nachdem Lobe bei mir einzog. Während ich mit meinen Trainingslisten jonglierte, hatte ich sehr schnell das Gefühl das Lobo dazu geeignet wäre. Zudem hatte ich auch selbst Interesse daran, meinen Hund ein Stück weit mit in meine ehrenamtliche oder auch beruflichen Überlegungen mit einzubeziehen. Wer mich kennt weiß ja das ich gerne “etwas mit Menschen mache”, wie ich es immer nenne. Und so achtete ich schon bei der Sozialisierungen darauf, Lobo von Anfang an auch mit medizinischen Hilfsmitteln wie Rollatoren, Rollstühlen, Pflegebetten und auch den Menschen, die diese in ihrem Alltag benutzen, bekannt zu machen. Lobo verlor sehr schnell seine anfängliche Skepsis gegenüber diesen Hilfsmitteln.
Konkret wurde der Plan “Besuchshund” dann rund ein Jahr später. Ein wenig berichtete ich darüber schon in dem Beitrag “Und erstens kommt es anders…” ( https://meinsommerzimmer.de/wp-admin/post.php?post=4191&action=edit ). Jetzt möchte ich etwas mehr ins Detail gehen, uuuuund auch mit Freude meine und vor allen Dingen Lobos Zertifikate präsentieren.
Aber von Anfang an. Bevor dieses wunderschöne Willkommenspaket von der Hundeakademie (https://www.stahls-hunde.de/besuchshundeausbildung-1/) bei mir eintrudelte,
absolvierten Lobo und ich im September ’22 erfolgreich den Eignungstest.
Regulär begann die Ausbildung im Februar diesen Jahres. Ich startete allerdings mit einigen Videos, einem Wochenendseminar inclusive erste Hilfe Kurs für Hund und einem Fachbuch schon autodidaktisch im November ’22.
Im Februar gesellten sich dann die anderen Teilnehmerinnen dazu und die “Zoom-Meetings” sowie weitere Wochenendseminare konnten starten. Mehrfach die Woche traf man mich dann um 9.00 Uhr vorm Laptop an. Vorher sauste ich die Morgenrunde mit Lobo durch den Wald, brühte mir einen Latte Macchiato auf, spitze den Bleistift für Notizen und meine Ohren zum Lernen. Für mich kristallisierten sich die drei Schlagworte “Kommunikation-Beziehung-Bindung” heraus, auf die eine gute Hundeerziehung fußt.
Ich habe diese besonderen Schlagworte für mich zu einen Merksatz formuliert:
Durch
gute, zugewandte und interessierte Kommunikation
entstehen
gute und sichere Beziehungs-und Verhaltensmuster
die zu einem
sicheren Bindungsmuster (Bindungsgefüge)
führen!
Hinter jeden dieser Schlagworte tut sich ein regelrechter Schatz an Wissen und Werkzeugen auf, der uns in den Lesungen vermittelt wurde. So wurde in den Vorlesungen beispielsweise ein Blick in die Kinderstube der Hunde geworfen mit ihren Prägungsphasen und Bedürfnissen und Familienstruktur des Hundes. Wir erfuhren etwas zum Verhalten und Umfeld der Mutter, zum “Konzept der wertvollen Beziehung”, Erziehung, Training und Sozialisierung, die verschiedenen Bindungsmuster, den Eigenschaften einer exklusiven Bindung und vieles mehr.
Manches davon war mir schon bekannt, da ich schon vorher einschlägige Wälzer las und meine bereits erwähnten Listen erstellte. Manches machte ich durch diese Listen intuitiv richtig in meiner “Basiserziehung”. In den Vorlesungen lernt ich dann ergänzend warum dies oder das zum Erfolg führte und welcher Sinn dahinter steht.
Vieles davon war mir nicht bekannt und ich freute mich in Theorie und Praxis so viel Neues lernen zu dürfen. Besonders weil mein altes sowie auch mein neues Wissen jetzt wirklich zielführend ist. Nicht nur in der Praxis (da hatte auch vorher durch meine Listenliebe einiges funktioniert), sondern gerade auch in der Theorie, weil jetzt “alles zusammenpasst”. Wenn du weißt wie beispielsweise das Familienleben von Hunden ausschaut, dann bist du viel besser in der Lage deinen Hund individuell zu erziehen.
Durch die Praxisseminare bekam ich die Chance, einiges vom “Schwund”, den ich oben bei Abarbeiten der Listen erwähnte, zu ergänzen. “Fuß laufen” war zum Beispiel so eine Sache. Dank der Lesung wo es um die Erziehung als Fürsorgeverhalten ging und einigen praktischen Übungen im zugehörigen Praxisseminar verbesserte sich Lobos “Fuß” ruck zuck.
Anfang März hatten wir die praktische Prüfung in der Ausbildung. Hier wurden sämtliche Praxiselemente der Erziehung und des Grundgehorsams abgefragt. Läuft Lobo mit und ohne Leine ordentlich “Fuß”, klappt der Rückruf, läuft er an lockerer Leine, wartet er geduldig vor einem Geschäft bis ich wieder komme, bleibt er bei Hundebegegnungen entspannt und und und….
Und juhuuu, wir beide meisterten die Aufgaben! Damit hatte ich das für mich Wichtigste, nämlich wie gut ich mit Lobo als Team funktioniere, erfolgreich absolviert. Wir beide, Lobo und ich miteinander und auch jeder für sich selbst, sind während dieser Wochen nochmal gewachsen. Besonders im Bereich “Stressresilienz” wie ich finde. Und der “Werkzeugkasten”, wie ich ihn immer gerne nenne, den wir dort für die Erziehung, dem Training und vielen anderen Bereichen bekommen haben, ist auch nicht zu verachten. Im März warteten noch eine Handvoll Vorlesungen und einige Module auf der Lernplattform auf mich. Diese habe ich nun auch alle gesehen und bearbeitet.
Wir sind nun offiziell ein Besuchshundeteam:
Wie es demnächst weiter geht? Mal sehen. Erstmal schauen, ob Lobo sich längerfristig in dieser “beruflichen Laufbahn” wohl fühlt ;-). Sollte dies nicht der Fall sein, so habe ich auf jeden Fall eine Menge gelernt, worauf ich bestimmt lerntechnisch weiter aufbauen kann. Erstmal besuchen weiter “unsere Senioren”. Nicht zu unterschätzen ist auch die Runde durch den Krankenhauspark, wo sich auch oft ein Mensch aufhält, der sich an meinem Hund erfreut.
Immer eins nach dem anderen. Ich freue mich jedenfalls sehr, diesen Meilenstein mit meinem Seelenhund erreicht zu haben. Wenn ich in Zukunft andere Menschen treffe, um ihnen zuzuhören oder auch im wahrsten und übertragenen Sinne “von Gott und der Welt” zu erzählen, habe ich einen Partner an meiner Seite, der auf seine ganz spezielle Art und Weise den Menschen Freude schenkt.
Herzlichst, Sandra & Lobo