
Unsere Bank am Meer
Ich schreibe aus freien Stücken über dieses Hotel (ohne Produktsponsoring oder dergl.).
„Wenn ich groß bin, dann werde ich Prinzessin!“
Dieser Satz kam mir augenblicklich in den Sinn, als mein Mann und ich um die letzte Kurve bogen. Vor uns tat sich das Schlossgut Groß Schwansee seiner wundervollen und herrschaftlichen Pracht auf.
Und da fiel mir dann auch schon wieder ein, das ich längst groß bin. Prinzessin bin ich keine geworden. Gut so, dann brauchte ich hier auch kein Protokoll einzuhalten. In meinem Koffer dominierte ohnehin der „Casual Look“.
Mein Mann lenkte den Wagen bis vor den Haupteingang. Die großen Fenster gaben den Blick auf die Rezeption frei. Dort sah ich einige Personen in ihrer Hotelmontur stehen. Ein Mann löste sich aus der Gruppe, griff nach einem Gepäckwagen, und kam strahlend auf uns zu. „Herzlich Willkommen im Schlossgut Groß Schwanensee. Ich hoffe, sie hatten eine gute Anreise. Darf ich ihr Gepäck nehmen?“ begrüßte er uns. „Ich…äh….!“, stammelte ich unbeholfen und rückte im Geiste meine Krone auf dem Kopf zurecht. „Wir gucken uns erstmal das Zimmer an!“ „Gerne doch, ganz entspannt!“, erwiderte der junge Mann und zog sich dezent zurück.
Unser Zimmer lag im Erdgeschoss und war sehr modern und einladend eingerichtet. „Hier werden wir uns wohlfühlen“, waren mein Mann und ich einer Meinung und ließen den höflichen Mitarbeiter seines Amtes walten. Er transportierte die Koffer und chauffierte dann auch noch unseren Wagen auf den Hotelparkplatz. Ungläubig fasste ich schon wieder nach meiner imaginären Krone. Was für ein Service.
Vor uns lagen 6 Tage Auszeit an der Ostseeküste. Wir suchten ein ruhiges Plätzchen, nicht so überlaufen, mit gemütlichem Zimmer und gutem Essen. Der Strand sollte fußläufig sein und fernab ausgetretener Touristenpfade liegen. Da waren wir uns einig und studierten das Hotelangebot im Internet nach diesen Kriterien.
Schon bei unserem ersten Rundgang, kurz vor dem abendlichen Dinner, freuten wir uns das wir im Schlossgut Groß Schwansee fanden wonach wir suchten.
Es ist angerichtet. Jeden Abend erwartete uns ein liebevoll hergerichtetes 3-Gänge-Menü in der Brasserie. Die Brasserie ist der umgebaute Pferdestall des Schlossgutes und hieß uns mit seinem gemütlichen Charme willkommen. Abends zog es uns stets auf die Veranda hinter dem Restaurant. Wir setzen uns an einen der liebevoll gedeckten Tische und genossen. Genossen es in Ruhe zu essen, in Ruhe zu reden, in Ruhe zu schweigen, in Ruhe einfach zu sein. „Möchtest du noch etwas trinken?“, fragte der aufmerksame Ehemann und schenkte mir nach. „Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“ vergewisserte sich das Personal. „Noch etwas Brot?“ „Danke! Wir sind versorgt!“
Morgens lud uns ein reich gedecktes Frühstücksbuffet ein. Leicht machten sie es uns nicht, uns zu entscheiden. Rührei, Pancakes, Brötchen, Müsli, Obstplatte und und und…. Ich bestellte mir einen Latte Macchiato (jetzt tut wenigstens überrascht) und probierte mich durchs Angebot.
Schon am ersten Tag entdeckte ich sie. Wir waren schon fast mit unseren Rädern daran vorbei, als ich zur Seite schaute und sie sah. Direkt am Strand auf einer kleinen Anhöhe vom hellen Sand umsäumt stand sie da.
Unsere Bank am Meer!
Wir stellten die Räder ab und setzten uns. Vor uns tat sich ein einsamer Stand und das weite Meer auf. Es war wie ein „nach Hause kommen“. Jedenfalls empfand es meine Seele so. Selbige machte regelrechte Purzelbäume beim Anblick dieser Urlaubskulisse.
Fortan zog es uns jede Morgen nach dem Frühstück und jeden Abend nach dem Dinner zu „unserer Bank.“ Im strammen Schritt verbrannten wir wenigstens einen Teil der gehaltvollen Kalorien und freuten uns auf unseren besonderen Sitzplatz. Obgleich weder mein Mann noch ich eine Wasserratte sind, konnten wir stundenlang am Strand sitzen und aufs Meer blicken. Später liefen wir dicht an den Wellen durch den Sand und schauten aus nach Muscheln, Findlingen und Treibgut.
Obgleich dieses Schlossgut wirklich ruhig in der Natur eingebettet liegt, waren wir auch in kürzester Zeit in Travemünde, Lübeck und den umliegenden Orten.
Im nahegelegenen Dörfchen Klütz besichtigten wir Schloss Bothmer und gönnten uns später ein Eis im Restaurant der ortsansässigen Mühle. Wir schlichen uns todesmutig an drei frei laufenden Kühen vorbei, um die ca. 93m über NN hohe Aussichtsplattform „Hoher Schönberg“ zu erklimmen. Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick, der bis ans Meer reichte.
Seid 2009 verzaubern im Klützer Schmetterlingspark jedes Jahr hunderte Waldfalter in einer tropischen Dschungellandschaft die Besucher. So auch uns. Wir standen nichts ahnend an der Kasse und hielten die großen, wirklich großen Schmetterlinge neben uns für Kunstobjekte, als sich einer von denen leicht bewegte. Huuuch! Die Dame an der Kasse klärte auf: „Der Atlasseidenspinner ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 32 cm der größte Nachtfalter der Welt. Bis zum Abend schlafen sie hier auf diesen Ästen.“ Der begeisterte Gatte aktivierte schnell die Fotofunktion auf seinem Handy.
In Lübeck kam uns unter anderem das Holsten Tor vor die Linse und in Travemünde ließen wir uns vom Mythos des Windjammers „Passat“ mitreißen. Ein imposantes Schiff mit eindrucksvollen Reiserouten zwischen 1911 und 1957.
Zwischen unseren kleinen Ausflügen luden uns kleine Eckchen im wunderschönen Schlossgarten zum Verweilen ein.
In einem dieser Kleinode saß ich auch, als ich diesen Beitrag auf einen Schreibblock vorschrieb. Vorher im Auto hörte ich den Moderator sagen, das er bald für 2 Wochen Urlaub mache. Er bliebe dieses Jahr zu Hause an der Ostsee und hoffe das er Zeit und Ruhe fände, sich zu erden. Das hatte er irgendwie schön gesagt.
„Ich möchte mich erden!“
Ich möchte mich auch erden, möchte mich neu besinnen. In diesen Tagen habe ich die Hetze aus dem Leben genommen und meine Seele freute sich mit mir am Meer. Sinnbild für die Ruhe, den Frieden, die Wellen, das Erden und so vieles Meer (äh mehr), was ich in diesen Tagen empfand, wird für mich unsere Bank am Meer bleiben.
„Wenn ich groß bin, dann werde ich Prinzessin!“, schrieb ich eingangs ganz hingerissen von diesem Schlossgut. Nein, das brauche ich wirklich nicht mehr zu werden. Denn in den letzten Tagen, während ich mich „erdete“ , ist mir die Weite und der Himmel ebenso bewusst geworden. Und so fragte ich mich, als ich wie jeden Tag auf unserer Bank saß und aufs mehr blickte, wozu ich eine Prinzessin werden sollte, wenn ich schon längst SEIN Königskind bin?
In diesem Sinne wünsche ich euch noch eine schöne Sommerzeit,
herzlichst Sandra
3 Gedanken zu „Unsere Bank am Meer“
Hallo Sandra, das hast du wirklich ganz zauberhaft geschrieben! Besonders dein Resümee am Ende hat mich gerührt! Wir sind auch gerade aus dem Urlaub zurück! Zeit zum erden fanden wir eher wenig, hatten aber trotzdem eine ganz tolle, wenn auch stressige Zeit!
Liebe Grüße
Jana
Schlossgut Gross Schwansee ist mein absolutes Lieblingshotel da oben… wir kommen mindestens 1x im Jahr hin, es ist so erholsam. Das Personal super lieb, der Strand eine Augenweide, das Essen lecker uns so romantisch.
Nur zu den weiteren Ausflügen kamen wir noch nicht, vielen Dank für die schöne Inspiration!
Viele liebe Grüße
Christina
Hallo Sandra,
Welch schöner Urlaubsbericht. 🙂 Es freut mich, dass du und dein Mann es so genießen konnten!
Grüßchen!